Vorweg müssen erstmal einige Begriffe erklärt werden. Diese sind grundlegend wenn man über Genetik spricht.
Homozygot (Abkürzung hom.) = Reinerbig
Heterozygot (Abkürzung het.) = Mischerbig
Phänotyp = Erscheinungsbild
Genotyp = Erbbild
Wildtyp = Die in der Natur vorkommende Färbung der Tiere (wenn man so will die Wildfarbe)
Haploid = Erbgut ist nur einfach vorhanden
Diploid = Erbgut ist doppelt vorhanden
Dominant = Ein Allel ist stärker in der Ausbildung eines Merkmals
Rezessiv = Ein Allel ist schwächer in der Ausbildung eines Merkmals
Genom = Gesamtheit aller Gene
Allel = Variante eines Gens, die auf dem gleichen Genlocus (Position eines Gens im Genom) liegen
Allgemein lässt sich die Vererbung bei Reptilien in drei Rubriken unterscheiden, Linienzucht, Zucht mit dominant oder rezessiven Merkmalen und Intermediäre Vererbung (wenn man extrem pedantisch sein will, gibt es vier Rubriken, da die vierte Rubrik aber die spontane Mutation der Gene betrachtet, wird diese nicht weiter aufgeführt.)
Dies ist die einfachste und ursprünglichste Art der Zucht, Tiere werden nach ihrem Phänotyp ausgesucht und miteinander Verpaart (ohne den Genotyp zu betrachten oder zu kennen).
Beispiel: „Ich will eine rote Schlagen züchten“ -> Verpaare also das Weibchen was phänotypisch am rotesten ist mit den Männchen was phänotypisch am rotesten ist. Erhalte hoffentlich ein Nachkommen was phänotypisch roter ist als die Elterntiere.
Beispiel für diese Linienzucht bei Hakennasennattern ist z.B.:
Dies betrifft viele Merkmale in der Zucht von Reptilien. All dies geht zurück auf die Arbeit von Gregor Mendel, der bei der Zucht von Erbsen erstmals entdeckt hat wie sich Merkmale dominant / rezessiv vererben.
Grundidee: Organismen die sich fortpflanzen haben einen diploiden Satz von Chromosomen. Bei der Fortpflanzung wird jeweils ein haploider Satz von Chromomen von jedem Elternindividuum an die Nachkommen weiter gegeben, dies hat zur Folge, dass die Nachkommen somit wieder einen vollen (diploiden) Chromosomensatz haben, der zur Hälfte von der Mutter und zur anderen Hälfte von dem Vater stammt.
Bei den folgen Beispielen wird jedes Merkmal mit Klein- und Großbuchstaben codiert, d.h. rezessive Merkmale bekommen ein Kleinbuchstaben (a) und dominante Merkmale bekommen einen Großbuchstaben (A).
Beispiel Albinismus: Dies ist ein rezessives Merkmal (welches bedeutet, der Phänotyp Albino ist nur sichtbar wenn dieses Individuum homozygot rezessiv für Albino ist):
Mutter Albino (Phänotyp) - homozygot rezessiv (Genotyp) (aa)
Vater Wildtyp (Phänotyp) - homozygot dominant (Genotyp) (AA)
Wenn man diese heterozygoten Tiere (Aa) wieder miteinander verpaart folgt:
Mutter Wildtyp (Phänotyp) - heterozygot Albino (Genotyp) (Aa)
Vater Wildtyp (Phänotyp) - heterozygot Albino (Genotyp) (Aa)
Bei Hakennasennattern haben sich in den letzten Jahren der Züchtung unterschiedliche rezessive Merkmale entwickelt. Hier eine (bestimmt unvollständige) Liste der rezessiven Merkmale:
Dominate Merkmale:
Außerdem wurden bereits viele dieser Merkmale miteinander kombiniert, also z.B. eine Kombination aus Lavender + Albino = Coral. Für viele Züchter ist gerade das Kombinieren dieser rezessiven Merkmale eine ‚Zuchtherausforderung‘.
Beispiel für eine Kombination von zwei rezessiven Merkmalen miteinander (Lavender + Albino):
Mutter Wildtyp (Phänotyp) - heterozygot Albino und heterozygot Lavender (Genotyp (Aa+Ll))
Vater Wildtyp (Phänotyp) - heterozygot Albino und heterozygot Lavender (Genotyp (Aa+Ll))
---> Chancen auf eine Coral (aa + ll) = 1/16
Hierbei handelt es sich um eine Mischform beider Allele. D.h. es setzt sich nicht nur das dominante Gen im Phänotyp durch wie bei den dominant- / rezessiven Erbgängen sondern es wird miteinander vermischt. (Farbenbeispiel: Mischt man Rot mit Weiß ergibt dies Rosa, nicht entweder Rot oder Weiß)
Diese Vererbung wird oft, leider fälschlicher Weise als Co-Dominant bezeichnet, dies ist leider genetisch nicht korrekt.
Beispiele für Anacondapaarungen bei Hakennasennattern:
Mutter Anaconda (Phänotyp) - Anaconda (Genotyp)
Vater Wildtyp (Phänotyp) - Wildtyp (Genotyp)
Mutter Anaconda (Phänotyp) - Anaconda (Genotyp)
Vater Anaconda (Phänotyp) - Anaconda (Genotyp)
Anders als bei den dominant- / rezessiven Erbgängen besteht bei intermediären Erbgängen die Möglichkeit das eine ‚Super-Form‘ entsteht, die Superanaconda (kurz Superconda).
Mutter Superconda (Phänotyp) - Superconda (Genotyp)
Vater Wildtyp (Phänotyp) - Wildtyp (Genotyp)
Mutter Superconda (Phänotyp) - Superconda (Genotyp)
Vater Anaconda (Phänotyp) - Anaconda (Genotyp)
Mutter Superconda (Phänotyp) - Superconda (Genotyp)
Vater Superconda (Phänotyp) - Superconda (Genotyp)
Hier eine (bestimmt unvollständige) Liste der ‚incomplete dominant‘ - Merkmale der Hakennasennatter:
Spontanmutationen sind Mutationen des Genoms, die ohne erkennbare Einwirkung von außen auftreten. Hierbei können Änderungen der DNA durch Insertion, Entfernen oder Substitution einzelner Basen enstehen.
Liste von 2er Kombinationen in der Züchtung (bestimmt unvollständige):
Liste von 3er Kombinationen in der Züchtung (bestimmt unvollständige):